Es gab Zeiten, da dachte ich noch, ein Gay Darkroom müsste tatsächlich ganz dunkel sein. So ein Blödsinn – wenn es im Raum ganz dunkel ist, dann sieht man doch gar nicht, was man bei der Darkroom Party gerade befummelt. Wen man küsst, leckt oder mehr, das muss man nicht sehen; aber man sollte schon genügend erkennen können, um bei den Gay Zärtlichkeiten nicht die verschiedenen Körperteile miteinander zu verwechseln.
Und auch wenn das Darkroom Kino beim Schwul Darkroom zum Teil auch im Kopf abläuft und man auf jeden Fall ganz anonym bleiben kann, wenn man will – ein bisschen was sieht man nun doch schon im Gay Darkroom. Genügend, um genau das zu küssen oder zu streicheln, was man küssen oder streicheln will. Wenn es auch alles andere als taghell erleuchtet ist.
Insofern lag ich mit meiner Vermutung früher so falsch gar nicht – wenn man nicht als Gay erkannt werden und trotzdem absolut scharfen Gaysex haben will, dann ist man im Schwul Darkroom genau richtig – wobei es da eben auch solche und solche Darkrooms gibt; die anonymen, und die anderen. Ich bevorzuge meistens die anonymen. Dass man mich da nicht erkennt, kommt mir normalerweise sehr zupass – ich habe mein Outing nämlich bisher noch nicht hinter mir.
Manchmal ist es aber auch richtig ärgerlich, dass im Gay Darkroom die meisten Gay Boys ganz anonym bleiben. Nämlich dann, wenn der Gaysex mit einem der schwulen Partner so toll war, dass man nur zu gerne mehr davon haben möchte, das aber nicht bekommt, weil man ja nicht genau weiß, wer der Partner genau war.
Ich weiß noch, einmal hatte mich mein Gay Darkroom Partner so heiß gemacht, dass ich beinahe ohnmächtig wurde vor Lust. Ich genoss es grenzenlos, von ihm geleckt und in den Po gevögelt zu werden, und ich hätte beides am liebsten noch stundenlang fortgesetzt, nur war er dann auf einmal verschwunden, als ich mich nur ganz kurz mit einem anderen Gay befasste.
Ich ärgerte mich maßlos, ihn nicht zumindest nach seinem Namen gefragt zu haben – aber dafür war es nun leider zu spät.
Das einzige, woran ich mich erinnerte, was mir Aufschluss geben konnte, wer er war, war sein Tattoo auf dem linken Oberschenkel, weil es so ungewöhnlich war – kein Anker, keine Rose, natürlich auch kein nacktes Girl – sondern eine Harley Davidson. Wobei das ja auch nicht unbedingt eine Visitenkarte mit Telefonnummer oder so ähnlich ersetzt.
In den nächsten Wochen wurde ich in diesem Schwul Darkroom zu einem regelmäßigen Gast; einfach nur, um auf einer der nächsten Darkroom Partys diesen sagenhaft guten Lover vielleicht doch zufällig einmal wiederzutreffen. Doch er war und blieb verschwunden, und wen ich auch nach dem Gay mit der Harley Davidson Tätowierung befragte, niemand schien ihn zu kennen.
Langsam wurde der ständige Gaysex schon zu einer echten Anstrengung, denn eigentlich wollte ich doch nur ihn finden, und nicht so viele Stunden mit anderen Gay Partnern im Darkroom verbringen. Bis mir endlich eine bessere Idee kam, als weiter die Darkroom partys zu besuchen – ich wandte mich an die Tattoo Künstler in unserer Stadt. Eine Harley Davidson hat bestimmt nicht jeder als Tattoo auf dem Oberschenkel; vielleicht konnte ich so etwas erreichen.
Tatsächlich fand ich bald das Tattoo Studio, wo mein Gay Darkroom Partner sich die Tätowierung hatte machen lassen. Nur wollte der Chef dort natürlich keine Kundendaten preisgeben. Er versprach mir jedoch, einen Brief von mir weiterzuleiten.
Eine Antwort darauf bekam ich postwendend – die Bitte, am Freitag gegen zehn Uhr wieder im Darkroom zu sein. Und tatsächlich traf ich "ihn" dort wieder – und war überglücklich. Tja, manchmal reicht der Darkroom allein nicht aus, dann muss es schon zusätzlich ein Tattoo Studio sein, für die besonders aufregenden Gaysex Kontakte.
